SCART
(Euro) SCART bezeichnet einen analogen Standard zur Übertragung von Video- und Tonsignalen, der große Verbreitung innerhalb Europas (und Australiens) erlangte. In den USA und Japan wurde dieser nicht eingesetzt. Entwickelt in Frankreich kann der SCART-Standard aus heutiger Sicht als Versuch gesehen werden die Bild- und Tonübertragung zwischen verschiedenen Geräten zu vereinfachen und einen übergreifenden Standard zu etablieren. SCART fand vorrangig im Consumer-Bereich Anwendung. Für den professionellen Einsatz war die Bauform zu Störanfällig und es fehlten Verriegelungsmöglichkeiten des Steckers, wie sie beispielsweise bei BNC gegeben waren. Der SCART-Stecker ist asymmetrisch geformt und damit verpolungssicher. Zur Signalübertragung bietet er 21 durchnummerierte Pins mit genormter Belegung. Im Bereich des Retro Gaming wird der Stecker zur Übertragung der Bildsignale Composite Video, S-Video und RGB sowie dem zugehörigen Ton verwendet (vgl. auch mit dem Artikel zu den Signalarten im Retro Gaming).


Die genormte SCART-Belegung entspricht dem folgenden Schema. Der SCART-Stecker ist in vier Teilbereiche aufgeteilt: Audio, Video, Daten und Synchronisation. Zum besseren Verständnis soll die Funktion der einzelnen Pins in den Bereichen erläutert werden:

Audio-Bereich:
Pin 1, Pin 2, Pin 3, Pin 4 und Pin 6 sind für den Audio-Bereich reserviert. Hier finden zwei Audiokanäle (Links und Rechts) mit ihrer zugehörigen Masse platz. Für die Audiokanäle ist jeweils ein Eingang und ein Ausgang vorgesehen. Daraus geht hervor, dass SCART eine Richtung besitzt. Die Signalleitungen für (Stereo)-Ton werden zwischen Ein- und Ausgang gekreuzt. Dies muss beim Bau von nicht voll beschalteten RGB-Kabeln beachtet werden.
Video-Bereich:
Dieser Bereich erstreckt sich über Pin 5, Pin 7, Pin 9, Pin 11, Pin 13 und Pin 15. Diese Pins werden bei der RGB-Übertragung für die Farben Rot, Grün und Blau sowie den zugehörigen Massen genutzt. Einen Sonderfall stellt der Rot-Pin (Pin 15) dar. Aus historischen Gründen ist dieser bei der Nutzung von S-Video doppelt belegt und dient auch für die Übertragung des Farbsignals (Chrominanz). Durch diese Doppelbelegung ist es technisch nicht möglich gleichzeitig S-Video und RGB per SCART zu übertragen. Aus diesem Grund sind an CRT's auch keine Eingangsbuchen vorhanden, die gleichzeitig RGB und S-Video verarbeiten können. Historischer Hintergrund: S-Video war bei der Planung von SCART nicht vorgesehen. Dadurch ist im SCART-Stecker genau 1 Pin zu wenig, was die Entfremdung von Pin 15 notwendig machte.
Daten-Bereich:
Pin 8, Pin 10, Pin 12, Pin 14, Pin 16 und Pin 18 stehen für die Übertragung von Datensignalen zur Verfügung. Für RGB-Kabel sind in besonderem Maße die Schaltspannung auf Pin 8 und das Blanking-Signal (Austast-Signal) auf Pin 16 relevant. Die Schaltspannung auf Pin 8 gibt dem Endgerät zu verstehen, dass eine AV-Quelle angeschlossen ist und in welchem Seitenverhältnis diese darzustellen ist. Dazu gilt folgende Abstufung:
-
0-2V - Standard-TV
-
4,5-7V - AV-Quelle in 16:9 Widescreen
-
9,5-12V - AV-Quelle in 4:3
In der Praxis wird der TV ab einer auf Pin 8 anliegenden Spannung von ca. +5V automatisch auf den jeweiligen AV-Eingang umschalten und das Bild im 16:9 Widescreen darstellen. Ab ca. +10V wird das Bild im 4:3-Format dargestellt, was für Retro-Konsolen das korrekte Seitenverhältnis wäre. Wer einen Blick in meine RGB-Kabel Belegungspläne für die einzelnen Konsolen wirft, der wird aber feststellen, dass die meisten Konsolen nur +5V am Ausgang bereitstellen. In diesem Fall muss das Seitenverhältnis manuell korrigiert werden.
Warum geben fast alle Retro-Konsolen ab Werk nur +5V Schaltspannung an ihren AV-Ausgängen aus?
Die Mainboards werden mit +5V Gleichspannung betrieben. Ohne eine zusätzliche Schaltung ist es den Konsolen quasi nicht möglich die notwendigen +12V zu übertragen. Dass die Konsolen nun in das falsche Seitenverhältnis schalten ist aber kein Versäumnis der Hersteller, das in Kauf genommen wurde sondern liegt ebenfalls historisch begründet. Bis in die 90er Jahre gab es keine 16:9-TVs und damit auch kein Widescreen Format. Die Röhrenfernseher waren vor der Einführung von 16:9 für das 4:3-Format konzipiert. Damals bedeutete jegliche Spannung über +2V auf Pin 8 ein Umschalten vom TV-Modus auf den AV-Betrieb in 4:3. Die Konsolen schalteten also ursprünglich in das richtige Seitenverhältnis. Die Unterscheidung zwischen 16:9 und 4:3 wurde erst nachträglich mit der Einführung von Widescreen in den SCART-Standard implementiert. Dies geschah zugunsten des neuen Bildformats, da fast alle elektrischen Geräte im Kleinspannungsbereich mit +5V betrieben werden. Das abgelöste 4:3 wurde auf den hohen Spannungsbereich begrenzt und war damit zumindest noch als Option vorhanden. Und diesen Umstand zu beheben biete ich aufwändige RGB-Kabel an, die mit zusätzlicher Elektronik die korrekte Schaltspannung von +12V erzeugen und bereitstellen.
Pin 16 dient der AV/RGB-Umschaltung. Wird auf diesem Pin keine Spannung erkannt oder liegt diese bei unter +1V erwartet der TV ein Composite Signal (siehe dazu auch meinen Eintrag zu den Signalarten). Erreicht die Spannung an diesem Pin einen Bereich von über +1V wird sich der TV auf die Verarbeitung eines RGB-Signals einstellen und entsprechend in den RGB-Modus schalten. Die zugehörige Masse zu Pin 16 liegt auf Pin 18.
Die Pins 10, 12 und 14 haben bezogen auf das Retro Gaming keinen besonderen Nutzen. Diese Pins dienen als Ein- und Ausgang (und Masse) für Datensignale wie D²B. Bei D²B handelt es sich um eine Schnittstelle für die Heimautomatisierung. Über diese Signale können Videogeräte miteinander kommunizieren und im Master-Slave verfahren schalten.
Sync-Bereich:
Die Pins 17, 19 und 20 dienen der Bildsynchronisation. Ferner findet hier die Modulation (Vermischung mit einem Trägersignal für die Übertragung) und Demodulation (Auftrennung der empfangenen Signale) entsprechender FBAS oder S-Video-Signale statt. Nähere Infos zu Sync-Signalen findest du in meinem Artikel zu Sync in RGB-Kabeln. Auch hier sind sowohl Eingang (Pin 20), Ausgang (Pin 19) und Masse (Pin 17) vorgesehen. Folglich werden die Signalleitungen wie auch bei den Ton- und D²B-Leitungen zwischen Ein- und Ausgang gekreuzt.
Masse:
Pin 21 wird durch die Schirmung des SCART-Steckers abgebildet und stellt einen zusätzlichen Masse-Pin für die Kabelschirmung bereit. Prinzipiell können und sollten alle relevanten Masse-Pins des SCART-Steckers miteinander verbunden werden. Dies sollte (theoretisch) auch geräteseitig in den SCART-Buchsen gegeben sein.